
Ich bin undiszipliniert. Das haben schon meine Lehrer:innen in jedes meiner Zeugnisse geschrieben. Ich würde eher sagen: Ich bin schnell gelangweilt. Bringe ich Energie und Lebenszeit für etwas auf, sollte…
Immer wieder neue Ernährungstrends fordern die Gourmet-Szene heraus und wollen erklärt werden. Unser Küchen-Coaching gibt die wichtigsten Antworten zum Mitreden. Heute: die Steinzeit-Küche „Paleo“.
Genetisch, sagt der Diät-Erfinder Loren Cordain, haben wir uns seit der Altsteinzeit wahrscheinlich nicht verändert. Weit verbreitete Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, Übergewicht, aber auch Allergien, Darmkrebs oder Gicht gehen laut Cordain auf das Konto moderner, industrialisiert vorverarbeiteter Nahrungsmittel. Damit habe unser Verdauungssystem grundsätzlich Probleme.
Gegessen wird in der Paleo- und in der Primal-Diat deshalb nur, was schon bei Jägers und Sammlers auf den Höhlen-Tisch kam. Produkte des Agrikultur-Zeitalters (Neolithikum) – etwa Getreide, Milchprodukte sowie Industrie-Nahrungsmittel–, werden vermieden. Die Primal-Diät erlaubt im Unterschied zu Paleo Rohmilch-Erzeugnisse.
Der völlige Verzicht von Weißmehl (Gluten), Milchprodukten (Laktose), Zucker und industriellen Lebensmitteln soll für mehr Darmgesundheit und dadurch allgemeine Gesundheit und Fitness sorgen. Wer wirklich an Intoleranzen leidet, ist mit Paleo also gut beraten (es sei denn, man ist strikt vegan oder vegetarisch unterwegs).
Die Effekte dieser kohlehydratarmen Ernährung: Gewichtsabnahme, mehr Muskeln, weniger Körperfett, bessere Beweglichkeit, mehr Energie. Dadurch, dass der Körper kräftiger und gesünder ist, sei außerdem ein Zuwachs von Lebensqualität und Ausgeglichenheit zu erwarten.
In den Einkaufswagen kommen:
– Fleisch und Fisch (möglichst in Bio-Qualität)
– Schalentiere
– saisonale Gemüse- und Blattgemüsesorten
– Wurzelgemüse (Maniok, Süßkartoffeln, Rüben, Karotten etc.)
– Kräuter
– saisonale Früchte
– Eier
– Pilze
– Nüsse und Samen
– Öle und Fettvarianten von Tier und bestimmten Pflanzen (Avocado, Kokos)
Der Einkaufswagen fährt vorbei an:
– Getreide-Nahrungsmittel (Brot, Kuchen, Reis, Pasta etc.)
– Hülsenfrüchte (Bohnen, Linsen, Erbsen, Erdnüsse, Sojabohnen etc,)
– Milchprodukte (Milch, Sahne, Joghurt, Quark, Butter)
– Fruchtsaft
– Bier
Vor allem die wissenschaftliche Beweisführung, Zivilisationskrankheiten würden mehrheitlich durch die Ernährung mit Getreiden und Zucker entstehen, ist lückenhaft. Keine Doppelblindstudie stützt bislang die Hypothese.
Die Altsteinzeit umfasst einen Zeitraum von 2 Mio. Jahren und betraf ganz unterschiedliche Lebenszonen – mit entsprechend unterschiedlichen Nahrungsangeboten. Der Verzehr von Fleisch beispielsweise betraf weder alle Gebiete noch alle damaligen Vertreter der Steinzeitmenschen.
Der drastische Anstieg vieler neuzeitlicher Krankheiten fällt nicht mit dem Ackerbau, sondern vor allem mit dem Zeitalter der Industrialisierung zusammen. Stark veränderte Arbeitsweltbedingungen (Stressbelastung, Bewegungsmangel etc.) könnten hier also ebenso eine gewichtige Rolle spielen.
Diverse Kritikpunkte an der Paleo-These fasst dieser Blog-Beitrag zusammen …
Nein, im Gegenteil. Sie sind nicht komplizierter als Muttis Hausmannskost. Man muss nur wenig umdenken und einige zusätzliche Küchenwerkzeuge besitzen. Wichtig ist, in die Kochrituale Abwechslung zu bringen. Veganer und Vegetarier sind hier allerdings völlig verkehrt – und Fleischessern sei dringend angeraten, die Quellen ihrer Steaks und Filets gut zu kennen.
Paleo-Restaurants wie das Berliner „Sauvage“ (s. u.) und privatere Zirkel bieten sporadisch Kurse an. Interessiert suchen am besten entweder über Google nach Terminen, oder man ruft direkt in den jeweiligen Restaurants an.
Dieser Nischentrend ist noch deutlich zu klein für ein Paleo-Schlemmen quer durch Deutschland. Selbst in den Metropolen kann man sich kaum zum Altsteinzeit-Lunch verabreden. Da heißt es eher: Selbst kocht der Homo sapiens. Und hat auf Reisen seine Paleo-Lunchbox dabei …
Adressen …
In Hamburg im Eppendorfer Lehmweg im Paledo oder „mania – paleo in the box“, einem Café
In Berlin in den beiden „Sauvage“- Restaurants, Pionieren der Paleo-Restaurantkultur
In Frankfurt im „Mammeo“
Ein bisschen Regenbogenpresse darf beim Paleo-Party-Talk nicht fehlen: Für Paleo stehen Jessica Biel, Megan Fox, Eva La Rue, Jack Osbourne, Matthew McConaughey und ansatzweise Kobe Bryant sowie Uma Thurman. Sogar Gwyneth Paltrow schreibt Paleo-Rezepte in ihren Food Blog.
1. Mit „Paleo-Diät für Einsteiger. Die neue Steinzeitküche – pur genießen, gesund abnehmen“ legt Elisabeth Lange die Marschrichtung „Gewichtsabnahme“ fest. Dieser GU-Ratgeber ist vielleicht eines der informativsten und undogmatischsten in der Reihe aktueller Paleo-Bücher. Die Ernährungswissenschaftlerin und Autorin hat Idee, Grundlagen, Hintergründe und Nahrungsmittel-Informationen zu Paleo sehr neutral, umfassend und übersichtlich sowie faktenorientiert aufbereitet.
Gut die Hälfte des Buchs bietet ansprechende, optisch hübsch aufgemachte Rezepte, mit abwechslungsreichen Menüs für jeden Geschmack. Da auch in dieser Ernährungsvariante Fleisch nicht täglich auf dem Speiseplan stehen sollte, kombiniert man am besten die unterschiedlichen Protein-Lieferanten. Als Beispiel:
An Tagen mit Fleisch und Geflügel
Frühstück: Spiegeleier mit Speck und Tomaten
Mittag: Rote-Bete-Suppe
Abend: Mandelschnitzel mit Paprikagemüse und gemischtem Salat mit einer Handvoll selbst gesammelter Wildkräuter der Saison, Dressing
Frühstück: Apfel-Möhren-Porridge
Mittag: Wirsing mit Kokosmuß und pürierte Speckrüben als Beilage, garniert mit essbaren Blüten
Abend: Krustenbraten mit Krautsalat oder Putenschnitzel mit Kokoskruste und Paleo-Eiscreme
Frühstück: Kokos-Muffins mit Orangen
Mittag: Bunter Salatteller mit Dressing und Streifen von Entenbrust aus dem Ofen oder vom Schweinsrücken
Abend: Würziges Wildragout
An Tagen mit Fisch und Krustentieren
Frühstück: Asia-Rührei mit Sprossensalat
Mittag: Rotbarsch mit Mandelkruste, dazu gedünsteter Brokkoli mit roter Paprikasauce
Abend: Schwarzwurzeln mit Birnen und Zwiebeln, Aprikosenflan mit Vanille als Dessert
Frühstück: Schoko-Nusskuchen mit Beeren
Mittag: Brokkoli-Süßkartoffel-Suppe, als Dessert frische Früchte
Abend: Gegrillter Fisch auf gedünstetem pürierten Kohlrabi, dazu Blattsalate mit Kräutern und Dressing
Frühstück: Süße Avocadocreme mit frischen Früchten
Mittag: Makrelen auf Chinakohl, dazu geschmorte Schalotten oder gemischte Blattsalate mit Dressing
Abend: Gemüsesticks mit Avocadodip und einer Portion geräuchertem Forellenfilet oder gegarte Shrimps.
An Tagen ohne Fleisch mit Fisch:
Frühstück: Bunte Rühreier plus Paleo-Fruchtriegel zum Mitnehmen
Mittag: Petersilienwurzel-Curry, gedünsteter pürierter Brokkoli als Beilage
Abend: Weißkraut mit Sternanis, dazu gebackener Kürbis vom Blech
Frühstück: Pflaumen-Smoothie plus ein Apfel und eine kleine Handvoll Paleo-Nüsse zum Mitnehmen
Mittag: Kohlrabigemüse mit Pepitas, als Beilage pürierte gedünstete Möhren und ein Kästchen Kresse
Abend: Gekochte Eier auf Spinat, garniert mit Gänseblümchen oder Hornveilchen, Obst als Dessert.
Frühstück: Gewürztes Mandel-Birnen-Müsli plus Morgentee mit Honig
Mittag: Steckrüben bestreut mit Sonnenblumenkernen, zum Dessert Fruchtmousse
Abend: Blumenkohl mit Pistazien, dazu Rührei
Alle Rezepte dazu sind natürlich in der 2. Buchhälfte zu finden.
„Paleo-Diät für Einsteiger. Die neue Steinzeitküche – pur genießen, gesund abnehmen“, Elisabeth Lange, GU, 16,99 €, ISBN 978-3-8338-4297-9
2. Die Schweizerin Romy Dollé skizziert mit „Der Paleo-Code“ ihren individuellen Weg zu einem Leben, das sie als „gleichzeitig fitter und gesünder“ zur Nachahmung empfiehlt. Jahrelang war sie „ziemlich weit von einem Pure-Food-/Paleo-Lebensstil entfernt. Ich lebte in großen Städten, arbeitete viel und war fast jedes Wochenende unterwegs, um Neues zu entdecken. Natur und Erholung kamen definitiv zu kurz. Irgendwann machte sich diese Lebensweise körperlich bemerkbar. Ich war ein ewiger Morgenmuffel, unausgeschlafen und launisch, egal, wie lange ich geschlafen hatte. Ich fühlte mich schlapp und hatte dauernd Verdauungsprobleme.“ Als begeisterte Sportlerin mit ausdauernden Trainingseinheiten störte sie ihr dennoch ewig gebläht aussehender Bauch. Heute und nach vier Jahren Paleo-Ernährung ist sie stolz auf ein flaches weibliches Sixpack, das sie auf ihrer Website hinlänglich herzeigt.
Ihr Buch gibt vielseitige Tipps, wie man Ernährung und Sport zum Mittelpunkt seines Lebens machen kann. Viele Workout-Anleitungen (die so garantiert nicht in der Altsteinzeit trainiert wurden) sind genauso dabei wie Menü-Ideen, simple, leckere Rezepte und Quellenangaben zu weiteren Paleo-Informationen.
„Der Paleo-Code – Das Steinzeit-Programm von Romy Dollé“, systemed Verlag, 19,99 €, ISBN 978-3-927372-86-3
3. „Einfach Paleo – So wurde ich durch die Steinzeiternährung fit und gesund“ von Balázs Bojkó erläutert über 280 sehr zugänglich geschriebene Seiten die Reise des Simulationsingenieurs zum Paleo-Fan. Der Leistungssportler vertreibt selbst Paleo-Lebensmittel, was der Leser wissen sollte und worüber der Klappentext brav informiert. Bojké beleuchtet alle Aspekte dieser Ernährungsform hinlänglich und schnörkellos. Es geht ihm ums Informieren, weniger ums Zeigen – dieses Buch ist kein Bilder- oder Kochbuch.
An Rezepten bietet es ein beiliegendes Einsteiger-Heftchen für die ersten 4 Paleo-Wochen. Hier findet man zum Beispiel „Eierfladen mit grünen Gewürzen und Hirn gefüllt“, „Rohen Brokkolireis mit Minze“ oder „Paleo-Kaiserschmarren aus Kastanienmehl“.
„Einfach Paleo – So wurde ich durch die Steinzeiternährung fit und gesund“, Balázs Bojkó, Allegria Verlag, gedruckt oder als eBook, 19,99 €, ISBN 978-3-7934-2287-7
Viele weitere nützliche Informationen …
… rund um das Thema Paleo findet ihr zum Beispiel auf paleo-planet.de
Ich bin undiszipliniert. Das haben schon meine Lehrer:innen in jedes meiner Zeugnisse geschrieben. Ich würde eher sagen: Ich bin schnell gelangweilt. Bringe ich Energie und Lebenszeit für etwas auf, sollte…
Bevor ihr eure Terrasse oder den Balkon winterfest macht, ist der Herbst manchmal noch so freundlich, dass ihr ein letztes Stück Outdoor-Essen auf den Grill werfen könnt. Ich stelle euch…
Erst war’s die Impf-Hysterie (und ist es leider weiterhin). Inzwischen sind Zahncremes mit Fluorid-Zusatz der schlechte Witz der Gesundheitsesoteriker. Und warum ist das – allen wissenschaftlichen Errungenschaften für die Menschen…
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